„Ein Bullerbü des Klimaschutz“

Serie Klimaschützer: Heike Lorenz im Gespräch

von Anne Kraft

Ein rotes Holzhaus, umgeben von einem blühenden Gemüsegarten, der Stromzähler im Vorgarten. Und doch sind wir nicht in Schweden, sondern im Dorf Nesow. Der kleine Ort liegt rund einen Kilometer von der Hauptstraße entfernt und südlich von Rehna.

Das Häuschen gehört Heike Lorenz. Bereits einige Jahre zuvor baute sie im Ort ein Haus, wohnte zwischendurch wieder zur Miete aber „wenn man einmal Wohneigentum hat, ist Miete schwer.“ Wegen der hohen Nebenkosten in alten Häusern entschied sie sich für einen Neubau. Mit dem Naturstoff Holz zu bauen war für die gebürtige Voigtländerin dabei selbstverständlich, denn die Wohnatmosphäre und „Wärme eines Holzhauses kann ein Steinhaus nie bieten.“ Ein Niedrigenergiehaus sollte es sein – „aber kein Passivaus, denn ich habe gerne Türen und Fenster offen und eine Lüftungsanlage wollte ich nicht.“

Heike Lorentz aus Dorf Nesow über Holz und Wärmepumpe

Auch wenn es im Winter nicht so kalt wird wie in Schweden, eine gute Dämmung braucht es schon. „Beim Hausbau habe ich viele liebe Menschen kennen gelernt,“ sagt Frau Lorenz und beschreibt den rührenden Moment, als ein Bekannter ihr für die Dämmung mit Thermofloc, einem feinen Staub aus Altpapier, nur die Materialkosten berechnete – 2.500€ für das ganze Haus.  Und auch in den letzten Hitzesommern hat sich das Dämmkonzept bewährt: „Wenn es nicht gerade tagelang draußen heiß ist, bleibt es hier drinnen mit konstant 20°C schön kühl.“

Öl und Gas waren für Frau Lorenz bei der Heizung keine Optionen. „Ich bin davon überzeugt man muss im Einklang mit der Natur leben und so wenig Schaden wie möglich verursachen.“ Darum versorgt nun eine Luftwärmepumpe die 72m² der unteren Etage im Winter über eine Fußbodenheizung mit Wärme. Der Kessel steht im kleinen Wirtschaftsraum und das Aggregat im Garten. Unter Bäumen steht daneben ihre eigene Kläranlage – „die ist voll biologisch.“ Nesow ist an kein Wasserwerk angeschlossen und die Kläranlage spart langfristig Geld, denn die Kosten für Frischwasser sind mit 4€/ Monat gering.

Niedrigenergiehaus dank Dämmung und Luftwärmepumpe

Den Kamin nutzt Frau Lorenz nur, wenn es sehr kalt ist, „sonst rattert die Heizung die ganze Zeit durch.“ Die 30m² im ersten Stock werden über einen elektrischen Heizkörper versorgt, denn sie waren ursprünglich gar nicht eingeplant. „Aufgrund einer Vorgabe der Gemeinde musste ich eine Dachneigung von 30° einhalten und gedacht `Huch, noch ein Raum`. Jetzt habe ich ein schönes großes Arbeitszimmer.“

Derzeit liegen die Stromkosten im Monat bei 100€. Darum überlegt Frau Lorenz eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren. „Ich will mich von der Verbraucherzentrale noch beraten lassen, wie man das finanzieren kann.“ Auch einen eigenen Energiespeicher kann sie sich dazu vorstellen, „aber ich muss schauen wie groß das ist, ich habe nicht so viel Platz.“  – Darum steht auch der Stromzähler im Vorgarten.

Im Bereich Mobilität hat Frau Lorenz dagegen wenig Spielraum. „Den Weg zur Arbeit fahre ich leider mit dem Auto, weil es nichts gibt, was von hier direkt nach Lübeck fährt.“ Ab und an mal Home-Office wäre eine Möglichkeit – für die Teamleiterin, allerdings keine Dauerlösung. Auch beim eigenen Konsum ist sie sich der Gradwanderung bewusst. Viele Lebensmittel und auch Bio-Produkte sind in Plastik verpackt. „Wenn ich was in Plastik kaufen muss, dann hebe ich das auf und benutze es so lange bis es nicht mehr geht.“ Trotzdem der trockene Sommer den Maronenbäumen in ihren Garten zu schaffen macht, so lässt er doch schmackhafte Tomaten am Haus gedeihen   – ganz ohne Plastik.

Eco-Label (Einschränkung: Haus hat normalen Neubauzustand, kein Vergleich mit Altbau möglich da eine Sanierung. Vergleich Anlagentechnik (Luftwärmepumpe mit Netzstrom) mit Standard im Neubau (Gastherme mit etwas Solarthermie fürs Warmwasser). Durch Gas Einsparung von Endenergie als Ersatz von Netzstrom, daher geringe CO2-Einsparungen und keine Energiekosteneinsparung. Dies kann ökologisch und finanziell mit einer eigenen PV-Anlage verbessert werden. Der ökologisch orientierte Lebensstil ist mit gegebener Systematik nicht quantifizierbar. Eine Alternativ-Methode ist der CO2-Fußabdruck, welcher aber auch begrenzt aussagekräftig ist. (c) Trigenius

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