Serie Klimaschützer: Familie Neumann aus Rehna im Gespräch
von Anne Kraft
Das 1999 von Familie Neumann erbaute Haus liegt malerisch zwischen dem Kuhmoor und den Feuchtwiesen im Radegasttal. Von Anfang an hatte Herr Neumann den Wunsch, energieautark zu leben. Mit Photovoltaik (PV) für Strom, Geothermie oder Holzhackschnitzeln für Wärme kein Problem, oder? Allerdings war in den 90ern die Technik im Bereich PV und Heizungsanlagen noch nicht so weit fortgeschritten wie heute. So fing Familie Neumann klein an und vertraute auf die technischen Entwicklungen.
Zunächst wurde ein Lehmofen im Wohn- und Esszimmer gebaut. „Mein Mann hat davon geträumt, sich abends auf den warmen Ofen zu legen,“ verrät Frau Neumann. „Wenn der Ofen nicht ganz heiß ist, kann man sich zwar nicht drauflegen, aber immerhin anlehnen. Als unsere Kinder klein waren, haben sie dann oben auf dem Ofen gesessen.“ Der Ofen verbreitet wohlige Gemütlichkeit und heizt auch gleich noch den Flur mit. Im Gegensatz zu Metallöfen, die mehr der Optik dienen, strahlt der Ofen die Wärme lange ab. Das Holz aus dem eigenen Garten reicht dank der rasant wachsenden Weiden für den ganzen Winter.
Über einen kleinen Artikel wurde die Familie auf den aus einer Bürgerinitiative im Schwarzwald hervorgegangenen Energieanbieter Elektrizitätswerke Schönau (EWS) aufmerksam. „Wir sind gleich begeistert gewesen und fanden das unterstützenswert“, sagt Frau Neumann. Die Bürgerinitiative „Eltern für eine atomfreie Zukunft“ hatte sich 1986 als Reaktion auf das Reaktorunglück in Tschernobyl gegründet. Ziel war von Atomstrom und Kohle weg- und hin zu weniger, aber dafür ökologischem Strom zu kommen. Kabarett, Stromsparwettbewerbe, Energiespartipps und andere ungewöhnliche Aktionen der „Stromrebellen“ sorgten für Aufsehen und führten 1994 zur Gründung von EWS – bis heute Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung. Die energiesparfördernden Tarife und Unterstützungen für ökologische Stromerzeugung waren für Familie Neumann attraktiv.
Heute prangt auf dem Dach der Familie eine moderne PV-Anlage mit einer Leistung von ca. 12kW. Für die Investition von 25.000€ nahmen sie 2011 einen Kredit auf, „den wir laut dem Gerät, welches den erzeugten Strom anzeigt, schon zurückgezahlt haben.“ Für jedes eingespeiste Watt bekommt die Familie vom Netzbetreiber WEMAG eine Vergütung, aber „man verkauft ja nicht allen Strom“. Durch die eigene Nutzung des Stroms sinken bei ihnen darüber hinaus die Stromkosten. Weil es bisher keine lohnenswerten Speicher gibt, bezieht die Familie bis heute ihren Strom bei der EWS. „Die Preise waren jahrelang günstig und nur wegen ein paar Cent wechseln wir nicht“, erklärt Frau Neumann. Zudem bekommt die Familie bis heute durch EWS einen jährlichen Bonus von 500€, weil „wir zu Beginn ein bisschen geackert haben“, freut sich Frau Neumann. „Den bekam man, wenn man eine eigene PV-Anlage installiert und pro kW einen Haushalt akquiriert, der zu EWS wechselt.“
Kleine Umstellungen wie der systematische Ersatz der Glühbirnen durch LEDs im ganzen Haus machen sich ebenfalls bemerkbar. Frau Neumann ist überrascht von den Einsparungen: „Wir haben ja drei Kinder, das sind richtige Nachtschwärmer und ständig werden irgendwelche Geräte geladen und das Licht ist an – trotzdem haben wir im letzten Jahr 80€ Stromkosten erstattet bekommen.“
Wie geht es weiter? Die fünftköpfige Familie pendelt zur Schule nach Schwerin und zum Arbeiten täglich nach Lübeck. Da es für die Autofahrten der Eltern aufgrund der fehlenden Zugverbindung nach Lübeck keine Alternative gibt, teilt sich das Ehepaar durch Koordination der Fahrten ein Auto. „Die Elektroautos, die wir richtig gut finden, kann man noch nicht bezahlen,“ bedauert Frau Neumann. Ihr Mann hat einen Traum, „irgendwann haben wir so ein Auto.“ Sie ist optimistisch. „Das ist wie mit PV-Anlagen, die gab es als wir das Haus gebaut haben auch noch nicht, so dass wir gesagt haben, so jetzt schlagen wir zu. Aber die Technik geht ja doch immer voran.“